Von Hummeln und Schmetterlingen: Die deutschsprachige Schreibdidaktik in Bochum
März 26, 2012 4 Kommentare
Die Open-Space Tagung in Bochum „Vernetzung und Qualitätskriterien in der Schreibdidaktik“ vom 22.-23. März bot die Möglichkeit über schreibdidaktische Themen zu diskutieren, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln und über Wege für eine bessere Vernetzung nachzudenken. Ca. 70 Personen hatten sich angemeldet, von denen auch fast alle anwesend waren. Unter den TeilnehmerInnen waren FreiberuflerInnen, HochschulmitarbeiterInnen und studentische Peer-TutorInnen. Fast alle Schreibzentren aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Brandenburg, Bremen und Hamburg waren vertreten, sogar Schreibdidaktiker aus der Schweiz (Winterthur) und Österreich (Graz) nahmen teil. Wie gut wir teilweise bereits vernetzt sind, zeigte unser AK Schreibdidaktik Berlin-Brandenburg auf der Tagung: Wir vertraten nicht nur den regionalen AK, sondern zugleich das Schreibzentrum der Viadrina (Simone Tschirpke) und die Schreibdidaktik an den Universitäten Hildesheim (Jana Zegenhagen), Hannover (Nora Peters) und Göttingen (Ella Grieshammer).
Marktplatz der Ideen
Besonders anregend fanden wir das gewählte Format: Zunächst wurden „Anliegen“ bzw. Themenbereiche von den Teilnehmerinnen (und ein paar Teilnehmern…) auf einem großen Blatt formuliert, z.B.
- „Organisation der Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“
- „Faculty-Students Partnerships“
- „Standards einer Peer-Tutoren-Ausbildung“
- „Möglichkeiten zur praxisnahen Forschung in der Schreibdidaktik“
- „Journal der Schreibberatung (JoSch)“
- „Gründung eines Berufsverbands“
- „Schreibberatung für Berufstätige“
- „Zusammenarbeit von NachwuchswissenschaftlerInnen“ uvm.
Insgesamt kamen so rasch 23 Themen zusammen; ein 24. Thema („Öffentlichkeitsarbeit für Schreibzentren“) wurde spontan noch Freitag morgen eingebracht. Auch dafür bot das Format Raum.
Wer ein Thema vorschlug, stellte es kurz dem Plenum vor, pinnte es dann an die große Wand in eine Zeiteinheit, in der er/sie das Thema diskutieren wollte: Donnerstag um 12 Uhr oder Freitag um 10.30 Uhr. Die Themenrunden wurden auf insgesamt 7 Räume verteilt oder spontan wegen des schönen Wetters ins Freie verlegt.
Man musste sich also für eine Runde entscheiden, hatte aber auch die Erlaubnis, eine Gruppe zu verlassen und sich eine Pause zu gönnen („Schmetterling“) oder zu „hummeln“ (zwischen den Gruppen zu springen).
Jede Gruppe dokumentierte ihre Ergebnisse abschließend im Flur. Ein großer Raum diente als „Café“ und Informationsbörse, dort hingen unsere „Steckbriefe“, die wir vorher den Organisatorinnen zugeschickt hatten.
Von der Idee zum Projekt
Am Freitag Nachmittag trugen wir im Plenum konkrete „Vorhaben“ zusammen, die sich aus den regen Diskussionsrunden ergeben hatten, und für die wir Unterstützung suchen:
- Die Verbandsgruppe setzt einen Gründungsausschuss ein.
- Die Zeitschrift „JoSCH“ sucht neue MitstreiterInnen, ReviewerInnen und MitarbeiterInnen.
- Am 24.10.2012 soll um 11.55 in ganz Deutschland ein Schreib-Flashmob stattfinden.
- Eine gemeinsame Datenbank für Protokollvorlagen und Datenerhebungen in den Schreibzentren soll erstellt werden usw.
Die letzte Runde bestand nun darin, dass sich zu jedem Vorhaben die Interessierten zusammensetzten und konkrete Schritte überlegten, um das Vorhaben in Gang zu setzen. Immer wieder wurde uns deutlich, wie sehr sich die SchreibdidaktikerInnen die Vernetzung untereinander wünschen. Als gemeinsame Plattform soll zunächst das Diskussionsforum schreibzentren.mixxt.de dienen.
Das war BÜZ!
Alles in allem:
B(ehalten) werden wir die vielen neuen Kontakte.
Ü(berraschend) war die Vielfalt der diskutierten Themen und die Effektivität der Open-Space Methode, die das Erarbeiten konkreter, kleiner Ziele ermöglichte.
Z(ukünftig) sollte es weitere solche Formate geben, die SchreibdidaktikerInnen das Vernetzen und Austauschen ermöglichen.
Ein Riesendank an die Bochumer Organisatorinnen (samt Benny natürlich), die die Sache in die Hand genommen haben.
Vielen Dank für diesen Einblick! Ich finde es großartig, dass das Format funktioniert hat. Wir werden bei der EWCA-Konferenz in Bulgarien im Mai Raum für Open-Space-ähnliche Verfahren schaffen und hoffen, dass die von euch in Bochum angefangenen Netzwerke dann auch auf europäischer bzw. internationaler Ebene weiter wirken.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht und würde mich freuen, hier mehr darüber zu lesen!
Ja, schön war es gewesen und sehr „befruchtend“.
Mit ein bisschen Ruhe und Abstand kann ich nun für mich sortieren, was ich mitnehmen kann aus den zwei Tagen: Ich will forschen! Und da hoffe ich auf einen regen Austausch mit den verschiedenen Schreibzentren und Schreibangeboten. Da würde mich natürlich auch noch interessieren, wie das in den USA läuft.
Katrin, wenn es diese Möglichkeiten des OPen Space auch auf der EWCA gibt (Daumen hoch!), werden wir von JoSch auf jeden Fall einen Austausch anstreben und eine europäische/internationale Vernetzung angehen.
Sonnige Grüße aus Hannover
Nora
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