9. Schreib-Peer-Tutor*innen- Konferenz in Freiburg

*von Diana Koppelt*

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Freiburg im Septembersonnenschein

Die 9. Schreib-Peer-Tutor*innen-Konferenz fand in Freiburg statt. Freiburg ist die Stadt mit den meisten Sonnenstunden in Deutschland, die deshalb auch das Toskana des Südens genannt wird.

Doch nicht nur das erfuhr ich zum Konferenzort: In der Straßenbahn verriet mir eine liebe Einheimische keck, dass hier der Geburtsort des Flammkuchens sei und dieser auch nur hier seine ganzes Geschmacksvolumen entfalten würde.

Sehr dankbar und voller neuer Impulse und Motivationsmomente schaue ich jetzt auf drei Konferenz- tage am Schreibzentrum der PH Freiburg zurück und möchte im Folgenden etwas genauer auf einige schöne Lernmomente eingehen.

Der Mehrwert von funktionierendem Teamwork ist und bleibt essentielle Schlüsselkompetenz eines spannenden Persönlichkeitsprofils und ein notwendiger Dauerbrenner für die Vorbereitung, Durchführung und Evaluation von Konferenzbeiträgen. Dies zeigte sich uns,  Jana, Juliane und mir, ganz praktisch beim Ausführen des unterhaltsamen Schreibzirkus-Events, der Einstiegsdarbietung und interaktiven, alle Teilnehmenden einbindenden, Show.

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Jana, Juliane und Diana präsentierten den Schreibzirkus

Hierbei durften wir drei moderieren und dem Publikum die einzelnen Rollen, Charaktere des Zirkus, näher bringen, sowie den Arbeitsauftrag für die nächsten 50 Minuten bis zur Show auf kreative Art und Weise rüberbringen. Besonders beim Einlaufen, dem Moment des Übergangs von der Rede des Rektors zur  Präsentation des Zirkusevents, spürte ich, wie wichtig gute Gruppendynamik ist. So konnten wir für einen kurzen Moment aus unserer Haut fahren und echtes Zirkusfeeling erzeugen, indem wir tanzend, Konfetti werfend und jauchzend zur Bühne liefen. Ab diesem Zeitpunkt lag die Aufmerksamkeit des Publikums auf unserer Seite und spätestens ab jetzt war ein Aufschwung in der Stimmung zu bemerken.

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Die Jongleur*innen haben Wörter gezähmt — alles aus dem Wort „Schreibprozess“

Die Darbietungen der sich dann passend zu den Rollen gefundenen Gruppen überzeugten uns darüber hinaus alle davon, dass ein tiefgründiger, emotionaler und gleichzeitig unterhaltsamer Einstieg in die Schreibthematik jederzeit möglich und sogar gewünscht ist.

Die von mir besuchten Workshops drehten sich um die Themen direktive vs. nicht-direktive Gesprächsführung sowie der Kunst des Fragen-Stellens. Besonders in den Rollenspielen und der daran gekoppelten gemeinsamen Reflexion und Diskussion in 3er-Teams mit jeweils einer ratsuchenden Person, einer beratenden Person sowie einer beobachtenden Person, zeigte sich mir die Wirkung und Nachhaltigkeit von folgenden Gesprächstechniken: offenen vs. geschlossenen Fragen, aktives Zuhören, Spiegeln, Paraphrasiere, Herausforderns und  Konfrontieren.  All diese Gesprächstechniken sind mir bereits aus meiner Ausbildung zur studentischen Schreib-Peer-Tutor*in bekannt. Jedoch ergaben sich nach beinahe zwei Jahren Berater*innen-Tätigkeit am Schreibzentrum der Viadrina dennoch bestärkenden Lernmomente zur Effektivität und Wirkungsreichweite dieser Techniken für mich. Indem ich mich beispielsweise noch einmal im Modus des spielerischen Ausprobierens noch einmal beraten ließ, wiederholten sich „Aha“-Momente, die ich bereits in meiner Schreibberater*innen-Ausbildung erfahren durfte. Nur lag dem Ganzen diesmal Tiefe und Erfahrung zugrunde, die in der Bestätigung zur Effizienz und Notwendigkeit der Tätigkeit abgerundet wurde. Wieder einmal zeigte sich, wie produktiv der verbale Austausch zum aktuellen Schreibprojekt sein kann, wenn es eine neutrale, zuhörende Person gibt, die nur gelegentlich durch bestimmte Gesprächstechniken in den Redefluss einwirkt und somit zur Vervielfältigung der Gedanken und eigenständig generierten Erkenntnissen der sprechenden und schreibenden Person beiträgt. Zusammenfassend lässt sich konstatieren: Die Genialität liegt im Einfachen. In diesem Fall im dynamischen Austausch einer ratsuchenden und einer geschulten beratenden Person.

Im Zusammenhang mit der Keynote von Daniel Spielmann (akademischer Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt/Main) zur sprachsensiblen Schreibzentrumsarbeit nehme ich gekoppelt an die oben aufgeführten Workshop-Themen die Erkenntnis mit, dass ich zukünftig noch mehr auf potentiell wertende Äußerungen achten und mich dahingehend noch bewusster damit auseinander setzen will. Häufig mischen sich schnell persönliche Interpretationen und Wertungen in den verbalen Output, die potentiell zur Verengung von Beratungsmöglichkeiten führen können. Das Geheimnis einer gelungenen Beratung jedoch liegt für mich in einer sich zu einem Ziel zuspitzenden Kommunikation, die im Idealfall von Erkenntnisprozessen der ratsuchenden Person begleitet wird.

Ein wunderbarer Moment der Verselbstständigung der Teilnehmenden-Kommunikation ergab sich auch in dem von mir gegebenen Workshop zu den „(Inter-)nationalen Tandems für Schreiben und Austausch“. Zu folgenden Leitfragen und Gesprächsanregungen ergab sich wie von selbst ein langwieriger und tiefgründiger Austausch:

  • „Schreiben – ein Werkzeug …“
  • Welcher Schreibtyp bist du?
  • Was sind aktuelle Anliegen an deinem Schreibzentrum?

Kurzzeitig dachte ich anfangs mit der Frage „Welcher Schreibtyp bist du?“ ein eher bekanntes als spannendes Fass aufzumachen. Jedoch bestätigte mir die rege Gesprächsbereitschaft der teilnehmenden Personen des Workshops, dass gerade der Austausch zu Basisanliegen bis heute nicht an Relevanz eingebüßt hat. Im Gegenteil: Ich bemerke seit einiger Zeit, dass die Auseinandersetzung mit Basisthemen (z.B. Gesprächsführung, Fragen stellen etc.) verstärkt wieder gewünscht wird und plädiere zu Workshops solcher Gestalt.

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Das Lieblingsteam

Die Konferenz war auch diesmal wieder ein Raum des Lernens von meinen Team-Mitgliedern. Im informellen Rahmen eines Restaurantbesuchs mit meinem Lieblingsteam durften wir auf vergnügliche und zugleich tiefgründige Art und Weise Basislektionen zum Auftreten und Benehmen als Frau im öffentlichen Raum erhalten. Ich fühle mich darin ermutigt, meinen Platz noch bewusster einzunehmen und meiner Stimme, meinen Ideen und Kommentaren, noch proaktiver Gehör und Sichtfeld zu verleihen, was einerseits durch bewussten Sprachgebrauch und andererseits durch Mut zum Gesehen-Werden geschehen kann.

Writers‘ Circus

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Jana, Juliane and Diana presenting the writers‘ circus at the peer writing tutor conference 2016 in Freiburg, Germany

 

The Writers‘ Circus is a writing event developed at the writing center at European University Viadrina in Germany. The writers‘ circus invites big groups to exchange ideas about writing in a playful and creative way. Participants come together in small groups and create circus performances, each group orientated at one circus character. Eventually, all groups come together and share their results by creating a common circus show.

The writers‘ circus is fun and a meaningful warm-up for conferences as well as for writing center team meetings.

We had fun with the writers‘ circus at several events:

Would you like to run a writers‘ circus? Download here:

English Version: writers-circus_cc_license

German version: schreibzirkus_deutsche_version_cc-license

Have fun!

Creative Commons License
Writers‘ Circus by Schreibzentrum Europa-Universität Viadrina is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License.

 

Schreibzirkus

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Jana, Juliane und Diana präsentieren den Schreibzirkus 2016

Der Schreibzirkus oder Writers‘ Circus ist ein Schreibevent, das wir am Schreibzentrum der Europa-Universität Viadrina entwickelt haben. Es eignet sich besonders gut, um in großen Gruppen auf kreative und spielerische Art und Weise miteinander in einen Austausch über das Thema Schreiben zu kommen. Die Teilnehmenden erarbeiten in Kleingruppen verschiedene Zirkusdarstellungen rund um das Thema Schreiben und orientieren sich dabei an verschiedenen Zirkusfiguren. Schließlich kreieren alle gemeinsam eine große Zirkusshow mit verschiedensten Nummern: Großer Spaß und ein tolles Warm-Up für Konferenzen, Tagungen oder auch als Teambuilding-Maßnahme im Schreibzentrum!

Erprobt haben wir den Writers‘ Circus äußerst erfolgreich auf folgenden Konferenzen:

Wer den Schreibzirkus ausprobieren möchte kann sich das Material als pdf herunterladen: schreibzirkus_deutsche_version_cc-license . Es steht unter creative commons license, d.h. es darf genutzt, weiter verbreitet und auch weiter entwickelt werden. Wichtig ist nur, dass es nicht für kommerzielle Zwecke genutzt wird und dass auf unsere Urheberschaft verwiesen wird. Viel Spaß!

Und hier gibt es das Material zum Schreibzirkus zum Download auf Englisch: writers-circus_cc_license
Creative Commons License
Schreibzirkus by Schreibzentrum Europa-Universität Viadrina is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License.

Creative Commons License
Writers‘ Circus by Schreibzentrum Europa-Universität Viadrina is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License.

 

EWCA conference 2016 – in the (he)art of success(ful) writing

From 7th to 10th july, our team participated in the European Writing Centers Association’s Conference and the foregoing Peer Tutor Day.

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Looking forward to the keynote (foto: Franziska Liebetanz).

This year, the EWCA Conference was hosted by the Writing Center of the University of Łódz (Uniwersytet Łódzki). Łódz is in the middle of Poland and we went with 10 people from our Writing Center team to the conference. On Wednesday, four of us went by train from Frankfurt (Oder) to Łódz, we enjoyed taking a very slow train, seeing the countryside of Poland and having time to talk and relax. Another colleague of us came by car, because she took her baby and boyfriend with her to the conference. One day later the rest of our team came in the evening. We all stayed in a student dorm next to the University building. The student dorm was a typical old building made from prefabricated slabs, with a lot of levels but not much privacy because of a very light construction. However, it was very close to the conference and in convenient distance to town. We enjoyed being there all together.

As Writing Center of the European University Viadrina we have a special connection to our neighbours from Poland. We work at a University which has a strong partnership with the AM University in Poznan, we have many polish students and of course three of our peer tutors are from Poland. Even some of our Writing Center team speak polish or try to speak more or less. So we all were very excited to travel to Poland, to talk to our polish colleagues, to exchange our expertise with Writing Center work and to learn from our Writing Center Colleagues from all over the world. Two of our peer tutors also gave their workshop in polish to share their experiences with Writing Center work in Poland.

During the conference, the elections for the new EWCA board were hold. The new board constists of nine engaged writing center people from all over Europe and the USA. We are happy to announce that the director of our Writing Center, Franziska Liebetanz, will be the organization’s chair for the next two years. We are sure that she and the other board members will continue the great work of the former boards and help to further advance Writing Center work and the close co-operations of the European Writing Center community.

In the following blog entry, some of our team members want to share their impressions from the conference:

Exploring the Writing Center map

At the conference in Łódz, in the center of Poland, most inspiring to me was getting to know tutors with initiatives at the rather „periphery“  of the European Writing Center map.

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A former factory site in the city, now hosting a lot of alternative restaurants and bars (foto: Franziska Liebetanz).

For example, it was stimulating to hear various stories from the Writing Center of Niš, Serbia, with very committed Peer-Tutors in a kind of „start-up“-setting in the process of establishing itself. Writers coming there do not exclusively refer to an academic context, but might (also) discuss their own creative writing or a motivation letter.

Talking to people from Armenia, the Ukraine and Turkey, the importance of (external) institutional support and funding for sustainable Writing Center work became especially visible. It is good to see how the concept of (peer-)tutoring in academic writing can gain ground in academic contexts to which it (hitherto) might seem unfamiliar.

Being hosted in the center of the Polish Writing Center landscape, Michał Żytyniec and I were excited to hold a session in polish about how Writing Center work can find more ground also in Poland. Deriving partly from our experiences, an interesting discussion evolved, with people differently related and engaged in this field: Coming from a secondary school aiming to bridge the gap to universities, from the Law faculty wishing to teach students writing in English, from the Writing Centre in Łódz … We hope that this initial exchange can be a starting point for a network that helps to bring academic writing more to the center of curricula and university environments in Poland and are willing to contribute to this.

(Pascal)

The Pecha Kucha Sessions

A format that seems to be special at EWCA conferences is that of the Pecha Kucha Powerpoint Presentation. Presenters prepare a presentation with 20 slides, with an automatic change of slides every 20 seconds. The slides should show visual images rather than much text. In Łódz we enjoyed three Pecha Kuchas. In the first one, Olesya Shatunova shared her concept of quick and short writing prompt sessions that she uses to enhance the writing fluency of her students at a Japanese university. Simon Freise presented his ideas about tutoring sessions and writing center encounters that are not “normal” and brought this together with the theoretical framework of the sociologist Zygmunt Baumann about ambivalence, asking where the place of diversity in a Writing Center can be. Kelsey Monzka-Boettiger, Nevena Radulovic, Danilo Asanin, Aleksandra Jankvic, Milena Simic and Stevan Dinic introduced their community writing center in Niš, Serbia, in their Pecha Kucha session. This Writing Center is sponsored by the “American corner”, a local branch of a US-American governmental program. It is the only Writing Center in Serbia and is located outside the university, but inviting students from the university. All the tutors work on a volunteer basis. The short and visual format made these brief insights into three very different topics very inspiring and refreshing.

(Katrin)

My favourite workshop

I really enjoyed the many great talks with Writing Center colleagues from all over the world and the beautiful city of Łódz. Moreover, the conference programme, persisting of a lot of presentations and workshops, was very inspiring to me.

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Hexagonal writing (foto: Anne Kirschbaum).

On Saturday, I joined the workshop of Katja Günther and Ingrid Scherübl. The method they introduced was the strategic hexagon: Unlike the research pentagon we often use in our Writing Center, this method aims not mainly at planning texts, but is meant to sharpen ones writing process. It sets one off to think about the limitations that the assignment, the norms to follow, the time, the author and the readers set for ones writing project. After I had done the method during the workshop, it felt less painful to me to decide what my next steps would be with the article I currently work on – and to see, which priorities I want to set while working. I guess it will take me some time to go through my insights again and to put them into practice, but still I feel that I progressed some steps in the right direction.

(Anne)

 

Diana und Dilnaz

Exploring the city together with new friends (foto: Dilnaz Alhan).

What belongs into your heart of successful writing?

The EWCA in Łódz touched my heart on several dimensions.

First of all, I enjoyed the lovely and dynamic atmosphere and interactions among all participants with ever-enriching moments, conversations and unexpected happenings. I recognized how easily we can put ourselves into deep talks about our passion concerning our work as well as private things.

Secondly, I was very encouraged to stay stuck to the notion of networking, collaborative work and international tandems, due to the keynote of Brandon Hardy. In order to implement the spirit within our Writing Centers sustainably and all over the surface of the world on a long-term scale, it is essential, that we try to step out of our comfort zones and start thinking processes more outside the box, allowing ourselves to cooperate and work together internationally. I am glad for the respond towards the workshop “International tandem for writing and exchange” my colleague Alyssa and me conducted and all lovely and enthusiastic contributions towards it. It touched my heart to see how the fire of excitement started to spread among the participants of the workshop. Moreover, first blog entries and promises to involve into the project made my heart jumping.

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Our travel-activity (foto: Anne Kirschbaum).

A nice side effect of the conference was the travel together with my lovely team. We had lots of fun playing a famous German game called “Stadt-Land-Fluss” and replacing the standard categories “city”, “country” and “river” with writing center-related ones such as “type of writer” or “equipment of the writing center”. By this, we developed new types of writers and figured out what belongs into the equipment of a writing center and what not. The new type of writer named “The Radish” became popular within our team: The Radish type of writer likes to write tricky and difficult parts of his or her texts at a very first stage of his or her writing. Furthermore, he or she is in love with challenging kinds of phrases and structures of his or her text. This writer is very eloquent both in written and spoken words.

During the whole time of the conference my heart was dug into an ocean of friendship and the warm atmosphere of belonging. I spent very beautiful moments on our balcony in abstract and philosophical conversations with some team members about the power of love and it’s sometimes appearing impossibility, using the metaphor of an elephant to explain. Moreover, I was deeply touched by the amazing grasp of a hidden value catalog within people hearts. I am thankful in eternity for this conference and the nice community.

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Networking at it’s best (foto: Dilnaz Alhan).

“Don’t walk behind me – I may not lead!

Don’t walk in front of me – I may not follow!

Just walk beside me and be my friend!”

(Albert Camus)

(Diana)

 

Die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten – ein Rückblick

Vor etwas mehr als einem Monat, am 3. März 2016, veranstalteten wir die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten: Von 16 bis 1 Uhr luden wir Studierende aller Fakultäten der Europa-Universität Viadrina in die Bibliothek ein, um dort an ihren Schreibprojekten zu arbeiten. In der motivierenden Gesellschaft anderer Schreibender und unterstützt durch unser Begleitprogramm aus Workshops und Schreibberatungen konnte die Nacht produktiv genutzt werden. Ob Abschlussarbeit, Falllösung oder Essay – alles, was noch nicht aufgeschrieben oder gedacht wurde, konnte in dieser Nacht besprochen und auf das Papier gebracht werden.

Noch Wochen nach der Veranstaltung sehen wir Studierende, die wir in der Langen Nacht in Workshops, in Schreibberatungen oder am Empfangstisch kennengelernt haben, im Schreibzentrum zur Schreibsprechstunde wieder. Grund genug für unser Team, noch einmal zurückzublicken und unsere Eindrücke von der Langen Nacht niederzuschreiben:

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„Die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten (LNdaH) fühlte sich für mich eher an wie eine „Lange Nacht, um nachts in der Bibliothek mal ordentlich zum Arbeiten zu kommen“. Die Themen der Schreibberatung waren demnach vielfältig; vom Schulreferat bis zur Doktorarbeit. Die Zeit verging schnell, so dass aus meiner Sicht eher eine kurze Nacht daraus wurde. Eigentlich schade, dass es die Gelegenheit zur nächtlichen Kurzweil in der Bibliothek nicht öfters gibt.“ (Pascal)

„Bereits zum 7. Mal haben wir vom Schreibzentrum die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten nun schon veranstaltet – doch es ist immer wieder so aufregend und spannend wie beim ersten Mal im Jahr 2010. Neu in diesem Jahr war für uns der Veranstaltungsort: die Uni-Bibliothek. Von der zentralen Lage auf dem Campus hat die LNdaH in diesem Jahr deutlich profitiert. Viel mehr Studierende als sonst nutzten den Abend, um mit ihren Schreibprojekten voran zu kommen. Die von den Schreib-Peer-Tutor*innen angebotenen Schreibberatungen waren restlos ausgebucht und auch die Workshops wurden sehr gut besucht.“ (Simone)

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Ideenschmiede im Lerncontainer (Foto: Franziska Liebetanz).

„Es war schön, das Schreibzentrum für eine lange Nacht von der Peripherie der August-Bebel-Straße 12 in das Herz der Uni zu verlagern. So konnten wir (auch wenn ich es nur gefühlt habe und nicht statistisch beweisen kann) zusätzlich die Menschen ansprechen, die Tag für Tag in den Fahrstuhl steigen und bis zum Abend den Lesesaal nur für eine Kaffeepause verlassen. Ich glaube, die in die Bibliothek beheimateten disziplinierten Eigenbrötler*innen könnten wir dauerhaft als Zielgruppe gewinnen, wenn wir in Kooperation mit der Uni-Bibo einen kleinen SZ-Ableger in einem der Lerncontainer gründen würden. Quasi jede Woche einen Langen Tag der aufgeschobenen Hausarbeiten!“ (Simon)

„Auch von zu Hause konnte man sich von der Atmosphäre der Langen Nacht anstecken lassen: Auf Twitter war ziemlich viel los. Die Tweets mit dem Hashtag #LNdaH haben einen Einblick in den Ablauf der Langen Nacht in ganz Deutschland ermöglicht. Schöne Fotos wurden gepostet, auf denen einladende Schreibräume und motivierte Schreibende zu sehen waren. Die digitale Teilnahme an dieser Schreibaktion kann auch Spaß machen! Man muss nur aufpassen, Social Media wirklich zur Inspiration und nicht zum Aufschieben zu nutzen.“ (Michał)

„Die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten bleibt mir in Erinnerung als ein kleiner Rausch im Land der Schreibdidaktik. Die Gesichter von Ratsuchenden sehe ich vor mir und die dazugehörigen Anliegen hängen noch in meinem Ohr; ob Zitation, Textfeedback oder Hausarbeiten schreiben in Jura. Am Infostand auf die Zielscheibe hinzuweisen – der eigene Arbeitsstand innerhalb der Nacht kann markiert werden – hat Spaß gemacht. Zu sehen, dass Teilnehmende von Workshop zu Workshop an ihren Plätzen blieben und sich eine kleine Stammgemeinschaft abzeichnete, empfand ich als sehr befriedigend. Ich hatte das Gefühl, dass die Bibliothek einen guten Veranstaltungsort bildete. Sie wird von Studierenden ohnehin mit dem wissenschaftlichem Arbeiten verbunden und die LNdaH könnte für die Teilnehmenden das i-Tüpfelchen eben dafür dargestellt haben.“ (Alyssa)

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Am Büffet konnten Schreibende ihre Energiereserven auffüllen (Foto: Franziska Liebetanz).

„Mir ist eine Situation während der Langen Nacht besonders im Gedächtnis geblieben; wahrscheinlich weil sie die tolle Atmosphäre spürbar macht, die an diesem Abend herrschte. Ich saß am Begrüßungsstand vor der Bibliothek und war in ein Gespräch mit einem Promovierenden vertieft, als ein Studierender mich höflich, aber doch ungeduldig unterbrach und mich fragte, wo denn die Liste für die Anmeldung zur Schreibsprechstunde hin sei. Er komme gerade aus einer Beratung und sei so begeistert von der Offenheit des Gesprächs und den vielen interessanten Hinweisen, dass er sich sofort noch einmal eintragen wollte. Ich habe ihm die Liste schmunzelnd hingeschoben und ihm geantwortet, dass wir glücklicherweise die halbe Nacht da sind und vorher sogar noch etwas Zeit bleibt, um sich am Büffet zu bedienen. Damit war sein Glück an diesem Abend perfekt, er war von guten Gesprächen und gutem Essen gesättigt.“ (Anja)

Viele bekannte Gesichter von der Langen Nacht nun im Schreibzentrum wiederzutreffen und auch die vielen dankbaren Kommentare von Schreibenden während der Langen Nacht bestätigen unsere eigenen positiven Eindrücke und zeigen uns, dass wir mit dieser Veranstaltung immer wieder aufs Neue für eine veränderte Schreibkultur werben können: eine Schreibkultur, für die Offenheit, konstruktive Rückmeldung und Austausch zentral sind.

Weitere Stimmen zur Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten finden Interessierte unter anderem auch hier:

http://www.wlnjournal.org/blog/2015/03/the-long-night-against-procrastination-2015-a-german-perspective/

https://schreibnacht.wordpress.com/

Fünf mal fünf Worte zur 8. Peer-Tutor*innenkonferenz in Hamburg

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Bild: Schreibwerkstatt Mehrsprachigkeit

Vom 17.-19.09.2015 fand an der Universität Hamburg die 8. Peer-Tutor*innenkonferenz statt. Organisiert vom Team der Schreibwerkstatt Mehrsprachigkeit trafen sich rund 100 Schreib-Peer-Tutor*innen und Schreibzentrumsmitarbeiter*innen, um gemeinsam über das Motto „Sprache zum Schreiben – zum Denken – zum Beraten“ nachzudenken und zu diskutieren.

Die Beiträge – Vorträge, Workshops und Posterpräsentationen – näherten sich diesem Thema aus vielfältigen Perspektiven. Unter anderem wurde, so fasste das PTK-Team im Vorwort zum Konferenzprogramm zusammen, Sprache als Gegenstand des Schreibens, als Medium des Sprechens über das Schreiben und als Werkzeug des Sprechens über die Beratung thematisiert. Ein weiterer Hauptpunkt war Mehrsprachigkeit als Ressource für das Schreiben. Im Zug zurück nutzten wir die 5-Wort-Methode, um die Eindrücke der Konferenz zu reflektieren und diesen Blogbeitrag vorzubereiten. Jede*r schrieb schnell fünf Wörter auf, die er oder sie mit der Konferenz assoziierte. Im Anschluss schrieben wir zu diesen Impulsworten jeweils ein oder bis drei Sätze. Die dabei entstandene Sammlung von Eindrücken und Gedanken wollen wir im Folgenden mit Euch teilen:

Warum nicht einmal die Schreibblockade mit einem Sprachwechsel lösen? Mindmaps und Cluster lassen sich auch in anderen Sprachen als der Erst- und Muttersprache erstellen und können zu neuen Gedanken führen. Nutze deine Mehrsprachigkeit als Ressource zur Ideengenerierung, der Transfer aus der Wohlfühl- oder Fremdsprache erfolgt danach in die Zielsprache.

Ich mal mir nicht die Welt, wie sie mir gefällt, aber dafür mein Ich und wenn ja, dann viele. Also platziere ich ein Sprachmännchen auf einem weißen Blatt Papier, male in verschiedenen Farben, Motiven, Mustern und Formen meine Sprachkenntnisse hinein, die meine Identität prägen und bunt machen. Und welche Sprache spricht dein Herz?

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Mehr Informationen zum Sprachmännchen/Sprachenportrait gibt es hier. (Foto: Diana Koppelt)

Textfeedback kann so bunt sein. Mit Grün markiere ich, was mir auf der Satz- und Wortebene auffällt, mit Gelb inhaltliche Ungenauigkeiten und mit Orange gehe ich auf die Folgerichtigkeit der Argumentationskette ein. Durch die Benutzung eines Farbschemas wird die sprachliche Überarbeitung von der inhaltlichen getrennt und das Textfeedback strukturiert.

Und dann fällt mir mein Keks in der Kaffeepause in die Tasse des*der Peer Tutor*in aus der anderen Stadt, und mir fällt ein, ihn*sie doch einmal nach seinen*ihren Lieblingsberatungsmethoden zu fragen und mit ihm*ihr ein Handout zu besprechen, das ich selbst sehr gerne in der Schreibberatung einsetze. Aus einem Keks werden drei, Kontaktdaten sind schnell ausgetauscht und die überregionale Zweierschaft, ein Peer Tutor*innen-Tandem, kann gestartet werden.

Freewriting mal anders. Falte dein Blatt, schreibe links deinen Gedankenfluss auf und gebe das Blatt an deine*n Nachbar*in. Diese*r kann dein Freewriting dann kommentieren und somit schriftlich darauf Bezug nehmen. Auf diese Weise kannst du zu neuen Aspekten und Ideen gelangen und deinen Text weiter überarbeiten.

Diana Koppelt

Neben den tollen Workshops und Vorträgen waren die vielen Gespräche, die oft ganz informell waren, unheimlich inspirierend. Bei mir hat die Konferenz Lust auf mehr geweckt, erste Ideen für die nächste (S)PTK in Freiburg sind entstanden und ich fahre voll neuer Motivation nach Hause.

Obwohl es Teilnehmer*innen gab, die sich schon kannten, entstand für mich ein Community-Gefühl: wir alle haben ähnliche Ausbildungen und Erfahrungen und sind oftmals ganz unbefangen in Gespräche gekommen.

Mir wurde deutlich bewusst, wie verhältnismäßig wenig Literatur und Forschung bzw. Publikationen es gibt und wie essentiell aktives forschendes Lernen und publizieren in der Schreibzentrumscommunity ist!

Zum ersten Mal gab es auf der PTK digital slots. Da ich selbst keine Erfahrung zu digital slots und möglicher Software und daher Berührungsängste habe, waren für mich gerade diese digital slots besonders spannend. Mein Fazit: teils erschweren technische Probleme die Präsentation, die Vortragsweise und Power Point-Gestaltung ist anders als bei analogen Vorträgen – aber eine großartige Chance! Die Frage bleibt: Wie geht’s jenen, die präsentieren?

Ein wahnsinnig spannendes Thema, mit dem ich mich zukünftig mehr auseinandersetzten möchte: Das Differenzdilemma! Danke dafür an Tina Werner.

Anne Rothärmel

Auf der Konferenz habe ich zusammen mit Juliane Homann einen Workshop zum Thema Schweigen in der Schreibberatung durchgeführt. Der darin entstehende Austausch war sehr anregend und es wurde deutlich, dass die meisten Schreib-Tutor*innen Schweigen eher als Chance denn als Problem betrachten.

So könnte die entstehende Stille beispielsweise Raum zum Weiterdenken oder Verarbeiten von Erkenntnissen bieten oder als kurze Pause vor weiteren Arbeitsschritten genutzt werden.

Vielen Dank and die Hamburger Organisatorinnen!_Foto Leonardo Dalessandro

Vielen Dank and die Hamburger Organisatorinnen! (Foto Leonardo Dalessandro)

Im Workshop zum Thema „Mündliches Feedback für heterogene Studierende“ der Tutor*innen von skript.um und PunktUm aus Bielefeld wurde mir zudem in einer lebhaften Diskussion vor Augen geführt, wie wichtig und bereichernd es ist, seine eigenen Feedbackhaltungen zu reflektieren. Unter anderem wurde die Frage aufgeworfen, ob ein Text von Schreibberater*innen anders wahrgenommen wird, wenn diese wissen, dass der*die Schreibende Nicht-Muttersprachler*in ist.

Auch zeigte sich, dass sich aus den Beratungserfahrungen an der jeweiligen Universität oder Hochschule Feedbackgewohnheiten entwickeln können, die es immer wieder zu hinterfragen gilt.

Außerdem habe ich viele neue Impulse durch die in mehreren Beiträgen stattfindende Auseinandersetzung mit dem Thema Mehrsprachigkeit erhalten.

Anne Kirschbaum

Sehr beeindruckend war der Workshop von Juliane Patz und Ramon Schroeder, die als an anderen Hochschulen ausgebildete Peer-Tutor*innen nun in Magdeburg gelandet sind, wo sie autonome Aufbauarbeit leisten mit der “Initiative wissenschaftliches Schreiben an Magdeburger Hochschulen”.

Schreibprozesse können Wasserräder sein, oder Schrebergärten, Berge, Lauftraining, Schlösser, Einkaufskörbe, Puzzle… – all das kam im Metaphern-Workshop der Peer-Tutorinnen aus Bayreuth ans Licht.

Dass man durch die Arbeit im Schreibzentrum eine Leidenschaft für Wissenschaft entwickeln kann, zeigte sich in fundierten und spannenden Vorträgen und Posterpräsentationen von Peer-Tutor*innen, die Schreibzentrumsforschung aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven angehen.

Schön zu beobachten war die allerorten stattfindende Vernetzung zwischen Peer-Tutor*innen aus verschiedenen Schreibzentren in ganz Deutschland.

Die Begeisterung, aber auch die Professionalität der Peer-Tutor*innen, hat inzwischen zu einer standortübergreifenden Verwurzelung der Schreibdidaktik in Deutschland geführt.

Katrin Girgensohn

Viele Aspekte des Schreibprozesses können wir mit Metaphern und Vergleichen bildhaft machen. In einem Workshop von Peer-Tutor*innen aus dem Schreibzentrum Bayreuth haben wir spannende Vorschläge aus solchen Bereichen wie Bauwesen, Sport oder Reisen ausgearbeitet. Sie sollen uns jetzt helfen, die Inhalte in unseren Veranstaltungen verständlicher darzustellen.

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„Schreiben in einem Zug“ – Auf dem Weg zum Blogeintrag. (Foto: Anne Kirschbaum)

Auf der Konferenz hatten wir wieder die Gelegenheit, uns im Team besser kennenzulernen. Ich schätze unsere Teamkultur, die eine gute Mischung aus Mut und Demut ist. In der Freizeit hatten wir Spaß beim Lachen, Essen, und der Erkundung der Stadt Hamburg.

Den intensiven fachlichen Austausch fand ich wieder sehr bereichernd, vor allem die Diskussionen um den Begriff „Peer“. Damit konnte ich (Schein-?)Probleme unserer Arbeit identifizieren. Diskussionspotenzial besteht immer noch.

Die Peertutorenkonferenz in Hamburg war eine gute Gelegenheit, sich mit anderen Schreib-Peer-Tutoren zu vernetzen. Ich hoffe, dass sich bald Wege finden, die die Vernetzung auch im Alltag ermöglichen. Und dass der Elan und die Begeisterung für die Themen „Schreiben“  und „Schreibberatung“ nicht verpuffen.

Michał Żytyniec

Ich, polnische Muttersprachlerin an einem deutschen Schreibzentrum

*Po Polsku*
Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich an einem Schreibzentrum in Deutschland arbeiten werde, hätte ich diese Idee bestimmt für verrückt gehalten. Ich, polnische Muttersprachlerin in einem deutschen Schreibzentrum an einer deutschen Universität??? Damals kaum zu glauben. Aber es ist doch wahr geworden.
Über mich
Ich heiße Alicja, komme aus Swiebodzin in Polen, 60 km von der deutsch-polnischen Grenze entfernt, und studiere den Masterstudiengang Interkulturelle Kommunikation an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Mit der Uni bin ich nicht nur durch das Studium, sondern auch durch meine Arbeit am Schreibzentrum verbunden. Mit diesem Blog-Eintrag möchte ich meine Arbeitsstelle vorstellen und auch ein paar Erfahrungen und Reflexionen teilen, die verdeutlichen, was das Schreibzentrum für mich bedeutet und wie ich die Arbeit als Schreib-Peer-Tutorin wahrnehme.
Ich habe die Arbeit am Schreibzentrum im April dieses Jahres angefangen. Ich halte diese Tätigkeit für eine große Herausforderung und ein wunderbares Abenteuer zugleich. Gerade sitze ich im Schreibzentrum (Raum 115 des Unigebäudes in der August-Bebel-Straße) und schreibe diesen Eintrag. Obwohl ich erst den vierten Monat als Schreib-Peer-Tutorin arbeite, habe ich sowohl die Ziele und Voraussetzungen, als auch das Team unseres Zentrums schon ziemlich gut kennen gelernt. Außer mir sitzt im Raum eine andere Peer-Schreibberaterin, die sich auf eine Schreibberatung im Rahmen des Writing-Fellow-Programms vorbereitet. Mehr davon könnt Ihr unter https://schreibzentrum.wordpress.com/ erfahren. Es gibt noch eine andere Person, die sich intensiv mit dem Programm der EWCA-Konferenz (European Writing Centers Association: http://www.europa-uni.de/de/struktur/zfs/schreibzentrum/EWCA2014/index.html) beschäftigt. Die Konferenz fand vom 19. bis 22. Juli statt. Das war ein großes Ereignis für uns und für die ganze Uni.

Unsere Arbeit im Schreibzentrum
Aber jetzt zurück zum Raum, in dem ich sitze… Ich möchte auf die Lern- und Arbeitsatmosphäre in unserem Team aufmerksam machen. Sie ist einfach freundlich und stressfrei. Dank dieser Atmosphäre habe ich meine Haltung zum Schreiben verändert. Früher habe ich immer gedacht, dass das Schreiben ausschließlich das Festhalten von Gedanken auf Papier oder am PC ist. Aber es ist nicht so! Schreiben ist ein Prozess, der in einem Dialog mit sich selbst und mit anderen geschieht. Da viele meiner KommilitonInnen meine frühere Meinung zum Schreiben teilen, möchte ich meine neue Einstellung und die im Schreibzentrum herrschende Atmosphäre weitergeben und zwar an Lehrende, Studierende und alle, denen ich im Kontext des wissenschaftlichen Schreibens begegne. Ich möchte, dass auch andere das Schreiben aus einer neuen Perspektive betrachten. Dadurch können sie nicht nur eine positive Einstellung zum Schreiben entwickeln, sondern auch ihre Schreibkompetenz verbessern und viel Spaß und Freude am Schreiben haben. Und was bedeutet mir die Arbeit als Schreib-Peer-Tutorin? Einerseits ist es meine Beschäftigung an der Uni, andererseits verbessere ich dadurch meine Schreibkompetenzen. Darüber hinaus helfe ich anderen Studierenden dabei, ihre Schreibkompetenzen zu entwickeln. Aber das ist natürlich nur eine Seite dieser Tätigkeit. Tatsächlich ist meine Arbeit als Schreibberaterin ein wunderbares Abenteuer, das mit unaufhörlicher Begegnung mit Menschen und mit Austausch von Wissen, Erfahrungen, Werten, Lächeln und Freude verbunden ist. Ich freue mich, dass ich auf diese Art und Weise mein Studium an der Universität Viadrina und den Aufenthalt im deutsch-polnischen Grenzgebiet bereichern kann.
Jetzt erkläre ich euch, womit wir uns am Schreibzentrum befassen und warum das Zentrum an der Universität so wichtig ist. Ich hoffe, ihr gelangt dank dieser Informationen zur Überzeugung, dass es sich lohnt, Schreibzentren an Schulen und Universitäten in Polen zu gründen.
Wenn ich in einem Satz sagen müsste, was das Schreibzentrum an unserer Universität ist, würde ich es als einen Ort bezeichnen, an dem sich alles um das Schreiben dreht. Hier begegnen sich Wissenschaft und Forschung, hier beziehen sich die Tätigkeiten wissenschaftlicher MitarbeiterInnen und Studierender auf das wissenschaftliche und literarische Schreiben sowie Schreibprozesse. Außenstehende könnten meinen, dass das Schreibzentrum lediglich eine Einrichtung ist, die den Studierenden und Promovierenden beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten Hilfe leistet. Ich möchte dieser Annahme jedoch widersprechen und darauf aufmerksam machen, dass unser Schreibzentrum nicht nur für Studierende oder Promovierende, sondern auch für Lehrende, SchülerInnen und Auswärtige ein breites und abwechslungsreiches Angebot hat. Beispielsweise arbeiten in unserem Schreibzentrum wissenschaftliche MitarbeiterInnen, die im internationalen Kontext durch Forschung, Konferenzen und Veröffentlichungen zur Entwicklung der Schreibwissenschaft beitragen und an den Schreibdiskursen teilnehmen.
Außer den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen sind in unserem Zentrum auch Studierende eingestellt. Das ganze Team besitzt eine fundierte Ausbildung. Um Schreibberaterin zu werden, habe ich drei Seminare zum wissenschaftlichen Schreiben und der Schreibberatung besucht und das Zertifikat zur Schreib-Peer-Tutorin erhalten. Das alles war ziemlich zeitaufwendig und anspruchsvoll, aber bringt mir jetzt viel Zufriedenheit und Nutzen. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich den Anforderungen der Ausbildung zur Schreibberaterin gerecht wurde, und dass ich zusammen mit deutschen MuttersprachlerInnen arbeite. Außerdem kann ich mich dank der Arbeit am Schreibzentrum auch ständig weiterentwickeln und von den Schreibenden, die uns aufsuchen, viel lernen, z.B. aktives Zuhören, Empathie oder den freundlichen Umgang mit Menschen.
Aber zurück zu unserem Angebot. Wir bieten den Studierenden aller Studiengänge individuelle Schreibberatung auf Augenhöhe, d.h. peer-to-peer Beratung, bezüglich der Schreibprozesse, des wissenschaftlichen Schreibens, der wissenschaftlichen Texte und des wissenschaftlichen Arbeitens an. Außer den individuellen Treffen haben wir Schreibgruppen (z.B. Schreibgruppe für Abschlussarbeiten), in denen die Studierenden ihre Fähigkeiten bezüglich des Schreibens und der Überarbeitung von Texten entwickeln. Während unterschiedlicher Seminare, Workshops oder sog. Lunchtime Lessons (meine LTL dreht sich um „Schreiben in der Fremdsprache“) können sich Studierende mit den unterschiedlichen Anforderungen des wissenschaftlichen Schreibens vertraut machen. Sie lernen unterschiedliche Schreibstrategien und können ihre individuellen Schreibkompetenzen entwickeln und ausbauen. In unserem Schreibzentrum herrscht eine angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre, die zur Weiterbildung und zum Austausch in Gruppen, Seminaren und Werkstätten anregt. Für Promovierende bieten wir Schreibworkshops und –beratung an. Auch eine Unterstützung der Lehrveranstaltungen für Lehrende bezüglich des wissenschaftlichen Schreibens bieten wir an. Im Writing-Fellow-Programm helfen unsere BeraterInnen den Studierenden beim wissenschaftlichen Schreiben und geben Feedback zu den angefertigten Texten, die sie in einem bestimmten Seminar verfassen müssen.
Zu unserem Angebot gehört auch die Unterstützung von SchülerInnen bei der Entwicklung der Schreibfähigkeiten, was den Übergang von der Schule zum Studium erleichtern kann. Das Schreibzentrum an der Universität Viadrina ist somit sowohl ein wissenschaftlicher und didaktischer Ort, als auch ein Ort der Begegnungen, an dem man Wissen und Erfahrungen zum wissenschaftlichen Schreiben und den Schreibprozessen austauscht.

Schreiben kann schön sein
Zum Schluss des Blog-Eintrags möchte ich noch etwas unterstreichen: Schreiben, besonders wissenschaftliches Schreiben kann vielen Menschen langweilig, zeitraubend und wenig zufriedenstellend erscheinen. Es kann, aber es muss nicht so sein. Unser Schreibzentrum an der Viadrina beweist etwas völlig Anderes. Schreiben macht Spaß, ist interessant und hilft Schreibenden in wissenschaftlicher und sozialer Hinsicht weiter. Das bestätigen meine Erfahrungen und Gefühle. Das bestätige ich, polnische Studentin, die an einer deutschen Universität studiert und in einem deutschen Schreibzentrum arbeitet.
Alicja Pitak

Peer Schreib TutorInnen Konferenz 2013

Bereits zum sechsten Mal hat am vergangenen Wochenende die Peer Schreib TutorInnen Konferenz stattgefunden. Was in Frankfurt (Oder) 2008 mit 20 Teilnehemenden begonnen hatte, ist mittlerweile zu einem großen Event geworden, für das sich 150 Peer TutorInnen und SchreibzentrumsmitarbeiterInnen angemeldet hatten. Das Team des Bochumer Schreibzentrums schuf einen wunderbaren Rahmen mit Café, zu gestaltender Deutschlandkarte und perfekter Organisation.

Am ersten Tag hielt Otto Kruse einen Keynote-Vortrag. Es war für die Teilnehmenden sehr spannend, den Autor von „Keine Angst vor dem leeren Blatt“  live zu erleben. In seinem Vortrag unterstrich Otto, wie wichtig es ist, in der prozessorientierten Schreibberatung auch Sprachwissen zu vermitteln. Unter Sprachwissen versteht er ein Wissen über Formulierungen, die in wissenschaftlichen Texte bewusst eingesetzt werden können, zum Beispiel um Vorsicht bzw. Distanz zu einer Position zu signalisieren.

Anschließend gab es zahlreiche Workshops und einige Vorträge, alle vorbereitet von verschiedenen Schreibzentren. Unser Schreibzentrum war vertreten mit einem Workshop über die Gestaltung von Konferenz-, Lehr- und Schreibzentrumspostern, den Anja Poloubotko und Michal Zytyniec durchführten. Marlene Schulze und Katrin Girgensohn erprobten in einem weiteren Workshop die „beschreibende Gliederung“, eine Methode im Rahmen der Peer TutorInnen Ausbildung nach Kenneth Bruffee. In anderen Workshops wurden kreative Methoden in der Schreibberatung erprobt und diskutiert, in eine Google+-Community für Peer Schreib TutorInnen eingeführt, Mission Statements für Schreibzentren entwickelt, Beratungsmethoden ausprobiert, Forschung zu Mehrsprachigkeit in Schreibzentren vorgestellt und vieles mehr. Wir konnten zahlreiche neue Impulse mitnehmen, uns mit anderen austauschen und gemeinsam neue Ideen entwickeln.

Der zweite Teil der Tagung war als ein Open Space gestaltet. Ein Open Space ist ein sehr offenes Format, bei dem sich mehrmals Gruppen zusammenfinden, um gemeinsam Themen zu bearbeiten. Zur Einstimmung gab Katrin Girgensohn einen Rückblick auf die Geschichte der Schreibzentren in Deutschland und auf die vielen Erfolge, die wir schon dem Engagement von Peer TutorInnen zu verdanken haben, wie zum Beispiel die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten oder die Fachzeitschrift JoSch (Journal der Schreibberatung). Dieser Rückblick machte Lust darauf, über eigene Themen und Anliegen nachzudenken und diese einzubringen. Die Themen wurden von den Anwesenden gesammelt und dann bestimmten Decken zugeteilt. Decken deshalb, weil die Gruppen sich auf Decken und Kissen gruppierten. In vielen Gruppen wurden Themen aus den voran gegangenen Workshops wieder aufgegriffen und weiter besprochen oder bearbeitet. Andere beschäftigten sich mit darüber hinaus gehenden, die Peer TutorInnen betreffenden Themen. So entstanden z.B. konkrete Pläne für ein gemeinsames Wiki mit Schreibmethoden für Schreibberatungen und Schreibworkshops. Auf einer anderen Decke überlegten Peer TutorInnen, die demnächst mit dem Studium fertig werden, wie es im Anschluss an das Studium für sie weitergehen kann: Wo lassen sich die in der Schreibberatungspraxis gewonnenen Kompetenzen im Beruf einbringen? Die Themenvielfalt war spannend und führte dazu, dass viele als „Hummeln“ von einer Decke zur anderen fliegen wollten. Das Format des Open Space erlaubt das Hummeln ausdrücklich. Doch meistens waren die Diskussionen dann doch so spannend, dass die Hummeln an den Decken hängen blieben.

Auch der Sonntag wurde noch einmal im Open Space Format gestaltet. Diesmal ging es dabei darum, Anliegen zu bearbeiten, die über die Peer TutorInnen Konferenz hinaus umgesetzt werden können. Dabei entstanden viele konkrete Vorhaben. So wird die Google+-Community der Peer TutorInnen weiter bestehen, sich über eine gemeinsame Ethik verständigen und auch die Erstellung eines Schreibmethoden- und Schreibworkshop-Wikis begleiten. Es fanden sich auch Peer Tutorinnen zusammen, die dafür sorgen werden, dass auf der im Juli 2014 stattfindenden Konferenz der European Writing Centers Association das Engagement der Peer TutorInnen im deutschsprachigen Raum sichtbar wird. So soll es dort einen Peer Tutor Day geben, eigene Panels für Peer TutorInnen und eine Ausstellung, die die Arbeit und Vernetzung visualisiert. Ebenfalls sehr wichtig ist die Bildung einer Speziellen Interessengruppe (SIG), die die Anliegen der Peer TutorInnen in der neu gegründeten Gesellschaft für Schreibdidaktik und Schreibforschung vertreten wird. Die Gruppe möchte sich zum einen der Öffentlichkeitsarbeit widmen und diese Gesellschaft insbesondere bei Peer TutorInnen bekannt machen. Zum anderen möchte sie eng mit der SIG zur Erarbeitung von Qualitätsstandards für die Peer TutorInnen Ausbildung zusammen arbeiten. Die Gruppe formulierte das Anliegen, dass Peer TutorInnen-Ausbildungen bundesweit in Umfang und Inhalten vergleichbar werden, dass verschiedene Beratungsansätze integriert und wechselseitige Hospitationen ermöglicht werden.

Die Peer TutorInnen Konferenz 2013 wird uns lange als eine Veranstaltung in Erinnerung bleiben, auf der wir nicht nur viel von- und miteinander gelernt haben, sondern auf der auch in bildungspolitischer Hinsicht Vieles in Bewegung gekommen ist. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Rahmen der EWCA Konferenz 2014 in Frankfurt (Oder) und im Rahmen der nächsten Peer Schreib TutorInnen Konferenz 2014 in Frankfurt am Main!

Weitere Eindrücke gibt es übrigens bei Twitter: #ptk13

Anja, Michal, Marlene, Josi, Franziska und Katrin

Peer Tutoring leicht gemacht – die gelben Seiten für Schreibberatung

ImageLaut Eigenwerbung des Telefonbuchverlags kennen 97,8 % der Personen über 20 Jahre in Deutschland Gelbe Seiten, 58,8 % nutzen Sie regelmäßig. Bei uns im Schreibzentrum ist nun seit einem halben Jahr ein Buch in regem Gebrauch, das wir auch nur noch „das gelbe Buch“ nennen und das für die Schreibzentrumszunft in kürzester Zeit auf ähnlich gute Werte für Bekanntheitsgrad und Nutzung kommen dürfte. Die Rede ist natürlich von „Zukunftsmodell Schreibberatung“, dem Anleitungsbuch zur Begleitung von Schreibenden im Studium. Geschrieben wurde es von vier ehemaligen Peer TutorInnen, die alle mittlerweile die Schreibzentrumsarbeit zu ihrem Hauptberuf gemacht haben. Ella Grieshammer, Franziska Liebetanz, Nora Peters und Jana Zegenhagen brennen für ihr Thema. Ihre Begeisterung für Schreibberatung und Schreibdidaktik steckt an und ihre umfassenden Kenntnisse beeindrucken – da bleibt wirklich kein Aspekt Außen vor.

So enthält das Buch zunächst einen umfangreichen theoretischen Teil, der viel Hintergrundwissen anschaulich erklärt. Dargestellt wird was Schreibberatung überhaupt ist und sein kann – auch jenseits des Schreibzentrums in Sprechstunden von Hochschullehrenden oder in Studienberatungen. Es folgen Einführungen zu den Themen Schreibkompetenz, Schreibprozesse, Schreibtypen und -strategien, Lesekompetenz und Leseprozesse. Zusammenfassend erläutert dann ein Kapitel, was für vielfältige Anforderungen wissenschaftliches Lesen und Schreiben stellen und wie man Schwierigkeiten erkennen und erklären kann. Zu jedem Kapitel gibt es Anregungen für die Lesenden zum Weiterdenken und weiterführende Literaturhinweise.

Der zweite Teil des Buches widmet sich dann ausführlich dem Thema Schreibberatung. Es geht um Aufgaben und Grenzen von Schreibberatung, um verschiedenste Settings und um wichtige Grundsätze. Mit vielen Beispielen wird illustriert wie Schreibberatungsabläufe gestaltet werden können, wie Gesprächstechniken wirken und helfen oder wie konstruktives Feedback auf Texte gegeben werden kann. Damit in der Schreibberatung nicht nur gesprochen wird, stellt das Buch auch viele Schreibtechniken vor, sortiert nach den verschiedenen Phasen von Schreibprozessen, in denen sie besonders nützlich sind. Zu jeder Technik wird überlegt, was im Anschluss an den Einsatz der Technik im Gespräch thematisiert werden sollte und worauf zu achten ist.

Natürlich befassen sich die Autorinnen auch mit schwierigen Beratungssituationen. Auch hier ist das Buch durch die Fallbeispiele sehr anschaulich. Auch wenn die Beispiele fiktiv sind merkt man deutlich, dass sie auf der langjährigen Erfahrung der Autorinnen basieren.

Wie schon angedeutet ist das gelbe Buch gar nicht mehr wegzudenken. Es gibt im Schreibzentrumsalltag nichts, was man dort nicht nachschlagen könnte. Für uns kommt das Buch genau zum richtigen Zeitpunkt, weil wir die Ausbildung für unsere Schreib Peer TutorInnen verändert haben. Da wir an der Viadrina mittlerweile Peer TutorInnen in verschiedenen Bereichen auch außerhalb des Schreibzentrums ausbilden, sind wir dabei, neue Strukturen zu schaffen. Ein Teil der Ausbildung widmet sich zwar dem kollaborativen Arbeiten und dem Peer Tutoring, hat aber nicht direkt mit dem Schreibzentrum zu tun. Unsere neuen Peer TutorInnen kommen nun zwar schon gut vorbereitet und haben auch schon ein Seminar zum wissenschaftlichen Schreiben besucht in dem sie viel Feedback geben und nehmen, aber der Teil der Ausbildung der direkt im Schreibzentrum stattfindet ist kürzer geworden. Es ist großartig, dafür nun ein Buch zur Hand zu haben, in dem alles Wesentliche zu finden ist.

Und auch im Sinne einer Qualitätssicherung wissenschaftlicher Schreibdidaktik ist dieses Buch ein großer Schritt nach vorn. Denn einerseits bietet es auf knapp 300 Seiten einen umfassenden Überblick und ermöglicht so auch Neueinsteigenden, sich gründlich weiterzubilden. Und andererseits ist es inhaltlich vielfältig. Es wird sehr deutlich, dass es nicht die eine richtige Art gibt, Schreibberatungen durchzuführen und auch keine Patentlösungen oder gar ein Schema X.

Da bleibt am Welttag des Buchs also nur zu hoffen und zu wünschen, dass dieses Buch nicht nur zum gelben Standard in den Regalen aller deutschsprachigen Schreibzentren wird, sondern auch seinen Weg findet in die Hochschulbibliotheken und professoralen Handapparate!

PS: Wie beim Welttag des Buches üblich: wer diesen Blogbeitrag kommentiert kann das Buch gewinnen! Verlosung folgt am1.5.2013 – bis Mitternacht könnt ihr also noch kommentieren!

Die lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten in Berlin

– von Josephin Winkler –

Bereits zum vierten Mal hat das Schreibzentrum der Europa-Universität Viadrina die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten veranstaltet. Viel Herzblut hat das Schreibzentrumsteam in dieses Ereignis gesteckt: Es wurde ein Grundkonzept erstellt, Plakate und Flyer gestaltet, Rundmails verschickt, Pressemappen angefertigt, ein Rahmenprogramm ausgedacht, Snacks eingekauft, Räumlichkeiten besichtigt uvm.

Es war viel Arbeit – und es hat sich gelohnt! In Kooperation mit der Humboldt-Universität, der Bibliothek der Humboldt-Viadrina School of Governance und dem Arbeitskreis Schreibdidaktik Berlin-Brandenburg hat die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten das erste Mal in Berlin stattgefunden. Von 16- 1 Uhr konnten Studierende dort an ihren Schreibprojekten arbeiten. Nach einer Begrüßungsrede von Katrin Girgensohn, Gründerin des Schreibzentrums, gab es eine kleine Pecha Kucha Präsentation zur Langen Nacht. Daraufhin wurde fleißig geschrieben: An kleinen Tischen sitzend, war jede/r mit einem Laptop ausgerüstet, und die Tasten klapperten ordentlich. Ansonsten war die Stille in den Schreibräumen fast schon gespenstisch.

Zielscheibe SchreibzieleWer eine Pause brauchte, ging an die Snackbar oder kontrollierte noch einmal, ob sein Kärtchen an der Zielwand weiter in Richtung “Ziel” gerückt werden konnte. Auflockerungsübungen und Schreibtechniken (wie die Schreibstaffel) sorgten für Abwechslung zwischen den Schreibphasen. Bei einem Schreibtypentest konnten die Schreibenden herausfinden, welche Vorgehensweise beim Schreiben für sie am besten geeignet ist; aber auch zu neuen Techniken angeregt werden. Ein kleiner Vortrag über Plagiate und richtiges Zitieren sorgte für rege Diskussionen unter den Anwesenden – es blieben sogar einige Fragen offen.

winke-winke

Teilnehmende der Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten winken bei der Live-Schaltung Schreibenden in anderen Schreibzentren zu.

Auch in anderen Städten Deutschland gab es zeitgleich die Lange Nacht. So haben wir uns nicht lange bitten lassen und eine Live-Schaltung in die anderen Schreibzentren aufgebaut; das stärkte das Gemeinschaftsgefühl und die Motivation  zum Weiterschreiben.

Für die 37 Schreibenden, die aus 5 Universitäten kamen, standen 10 ausgebildete Schreibberater zur Verfügung. Bei einem Beratungstermin konnten die Studierenden dann ungestört über ihren Text reden, Fragen stellen sowie natürlich auch von eventuellen Schwierigkeiten beim Schreiben berichten und sich Hilfe zur Selbsthilfe holen.

Da wir die Lange Nacht das erste Mal in Berlin veranstalteten, erwarteten wir mehr Andrang, doch insgesamt sind wir sehr zufrieden. Wir freuten uns über positive Resonanz bei der Presse, wie z.B. von der ZEIT online. Die Schreibenden gaben uns durchgängig positives Feedback – viele haben ihre gesetzten Ziele geschafft, einige sind sich jetzt über ihre Schreibgewohnheiten bewusster, andere wollen jetzt gerne öfter Schreibtechniken einsetzen. Viele wollen gerne nächstes Jahr wiederkommen!